Philosphie: Natural Horsemanship & Tellington TTouch Methode

Bodenarbeit: Natural Horsemanship versus Tellington TTouch Methode – Was ist das?

„Erst wenn wir das Pferd verstehen, kann das Pferd auch uns verstehen“ –

Martin Kreuzer

 

„Ich begann, meine Hände bei ihnen [den Pferden] so zu gebrauchen, wie ich es bei den Menschen tat. [..] Ich erkannte, dass Schmerzen die Grundursache bei Verhaltensproblemen bei Pferden sind [..] Auf einmal begriff ich das Prinzip: ich wußte, dass die Lokalisierung und Neutralisierung der Schmerzen der logische Weg waren, die Probleme auszuschalten“

Linda Tellington Jones (1983)

Natural Horsemanship

Unter Natural Horsemanhip versteht man ein einfühlsames, behutsames Pferdetraining, bei dem es jedoch viel mehr als um das Training und Umgang des Pferdes oder der Reitkunst geht. Wir Menschen müssen uns bewußt werden, dass ein Pferd nichts falsch machen kann: jede Aktion des Pferdes wird durch uns Menschen beeinflusst.

Für mich bedeutet es, im Umgang und Training mit den Pferden, die natürlichen Instinkte und Gegebenheiten in vollem Umfang zu berücksichtigen. Die Natur des Pferdes hat dabei die oberste Priorität – was bedeutet, das Pferd als das zu sehen was es ist – als ein Pferd, mit seinen Bedürfnissen und mit seiner Meinung. Dies schlägt sich nieder in der Haltung des Pferdes und im Training und hat Auswirkungen auf seine Gesundheit.

Ich sehe den natürlichen Umgang mit dem Pferd, nach der Telligtion Ausbildung aus einer anderen Sicht, wie die meisten Horsemanship Trainer. In meiner Arbeit ist mir wichtig das Pferd positiv beim Lernen zu konditionieren und in Achtsamkeit zu begegnen. Das heißt für mich keine negative Bestärkung, sondern positive Verstärkung und Verständnis füreinander. Ich arbeite nach der Tellington-Philosophie komplett gewaltfrei, das heißt mit den mir anvertrauten Menschen und ihren Tieren. Ich achte jedes Pferd, als meinen Lehrer und fördere die Persönlichkeit jedes Pferdes und jedes Menschen. Dabei helfe ich, dass die Beiden ein Team werden und ein Verständnis und Vertrauen miteinander aufbauen können. Sodass sich daraus eine gute Beziehung entwickeln kann.

Ich lebe mit meinen anvertrauten Tieren, die Werte der Telligtonarbeit und liebe es mit ihnen die Horsemanshipbodenarbeit, als schnelle, gymnasizierende Bodenarbeit ohne negative Verstärkung zu praktizieren, anstatt sinnlos das Pferd an der Longe im Kreis laufen zu lassen.  Für mich steht nicht die Dominanz im Vordergrund, sondern die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Pferd in der Partnerschaft.

Grundlagen im Horsemanship

Die Grundlage bildet für mich in der Horsemanship-Bodenarbeit Timing, Feeling und Balance. Gemeinsam mit der Tellington Bodenarbeit im Lernparcour entwickelt sich eine Partnerschaft, ein Tanz – eine gemeinsame nonverbale Verständigung auf Basis des Vertrauens. Die Tellington TTouch Methode, Bodenarbeit, Fahren am Boden und TTouch ist für mich das wertvollste Geschenk, dass mir in meinem Leben in der Arbeit mit den Menschen und mit den Pferden, begegnet ist. Pferde lieben die wertvollen, achtsamene Berührungen.

Sie  lernen mit Hilfe von speziellen Führtechniken und unterschiedlichen Bodenarbeitsgeräten (Hindernissen) unter anderem ihren Körper effizienter zu bewegen und neue Bewegungsabläufe einzuüben, sich zu konzentrieren und auf ihren Besitzer zu fokussieren. Im Gegensatz zu der schnellen Horsemanship-Bodenarbeit werden die ausgeführten Übungen besonders langsam und mit Achtsamkeit ausgeführt. Somit wir die sensorische Integration gefördert und dabei kommt es zur Ausschüttung von Neurotransmittern und gleichzeitig wird die Empfangsbereitschaft der Rezeptoren stimmuliert.

Der natürliche Umgang und Weg mit dem Pferden – gibt es das?

Natural Horsemanship ist eine vom Instinkt geleitete Gemeinschaft zwischen Mensch und Pferd. Diese Philosophie ist uralt und dabei aber die fortschrittlichste unserer Zeit. Sie ist nicht dazu da „bessere Pferde“ hervorzubringen, sondern schafft „bessere Menschen“.

Die Wegweiser in den letzten Jahrzehnten waren/sind dafür:

  • Tom Dorrance (1910 – 2003)
  • Ray Hunt (1929 – 2009)
  • Bill Dorrance (1906 – 1999)
  • Pat Parelli (1954 bis heute)
  • Monty Roberts (1935 bis heute)
  • Richard Shrake (1944 bis heute)
  • John Lyons (1947 bis heute)
  • Buck Brannaman (1962 bis heute)

Natural Horsemanship Training beruht auf dem Wissen um das natürliche Verhalten und die Psyche der Pferde und ist viel umfassender als alle gewöhnliche Reitlehren. In dieser Philosophie wird auf die Tatsache eingegangen, dass der Mensch, der ein Fleischfresser und ein Raubtier ist, dem Pferd, das ein Fluchttier und ein Pflanzenfresser ist, als ein sehr gefährlicher Feind mit angelegten Ohren erscheint.

Die Methodik des Natural Horsemanship basiert auf dem natürlichen Pferdeverhalten und geht auf die Instinkte des Pferdes ein. Gleichzeit lehrt es dem Menschen wie Pferde zu denken und motiviert Pferde zur Mitarbeit. Die Akzeptanz der Andersartigkeit lässt uns Menschen so nah wie möglich an die Gegebenheiten des Pferdes in seinem Sein herantreten. Das bedeutet, je mehr der Mensch als Pferd handelt und als Hauptverstärker, das Mittel der Motivation gemäß seiner Position natürlich einnimmt und auf extrinsische Hilfsmittel verzichtet, wird das Pferd ihn verstehen und ihm durch seine klaren Körperausdruck folgen.

Grundsätze des Horsemanship: Fordern – Reagieren – Nachgeben

Der Mensch soll ein Teil der Herde in der führenden Position werden und mit dem Pferd in dessen Sprache kommunizieren. Konsequenz, Geduld, bedingungslose Liebe und das richtige Zeitgefühl sind dabei die wichtigsten Begleiter. Dabei wird das gegenseitige Vertrauen gefördert und die Rangordnung auf natürliche Weise geregelt. Mit seiner Körpersprache nimmt der Mensch die Position der Leitstute ein und kann so das Pferd in allen Bewegungsrichtungen kontrollieren und dirigieren.

Wenn wir uns in allen Bereichen des Horsemanship immer natürlicher verhalten, wird das Pferd leichter  Verständnis für uns haben. Wir Menschen müssen uns immer wieder verdeutlichen, dass das Pferd nichts von uns möchte, sondern wir etwas von ihm. Dies bedeutet im Umkehrschluss, wir müssen uns verständlich machen, damit das Pferd lernen kann, uns zu verstehen. Dies geschieht zum Beispiel durch Vertrauensübungen, die dem Pferd signalisieren, dass wir seine Freundschaft, seine Partnerschaft anstreben. Dazu benutzen wir die von den Pferden praktizierte Körpersprache, die aus Streicheln, Schubsen und Vertreiben besteht. Sobald uns das Pferd als vertrauenswürdige und kompetente Wesen erkannt und anerkannt hat, beginnt es uns nahezu bedingungslos zu vertrauen. Dies ist der wichtigste Weg im guten Horsemanship.

Auf diesem Wege lernen sich Mensch und Pferd auf einer tiefen Beziehungsebene kennen und ermöglichen sich gegenseitig die Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Wenn wir unser Pferd weg vom Fluchttier, hin zum Partner positiv verändern wollen, dann müssen wir uns verändern.

Bereicherung für jede Reitweise

Natural Horsemanship widerspricht keiner Reitweise, sondern ist vielmehr eine Bereicherung, sowohl für klassisch orientierte Reiter als auch für Westernreiter oder diejenigen, die im Gelände einfach nur spazieren reiten möchten. Für mich ist das Ziel von Natural Horsemanship eine harmonische Partnerschaft, bei der sich Mensch und Pferd gegenseitig respektieren und und sich durch feine Signale verständigen können. Es steht für mich auch für den konsequenten, undingbaren Weg gemäß der Prinzipien und Möglichkeiten der Natur für ruhige, mutige, kluge, neugierige und athletische Pferde.

 

Tellington TTouch® Methode ist eine gewaltfreie Ausbildungsmethode, die Pferde als individuelle Persönlichkeiten akzeptiert

Diese  wurde in den 70er Jahren von der kanadischen Pferde- und Tierexpertin Linda Tellington-Jones entwickelt und ist bis heute eines der innovativsten, weltweiten Ausbildungssysteme für Pferde. Sie beinhaltet die Bodenarbeit, Körperarbeit und Reiten mit Bewusstheit. Aus Pferde werden durch die Methode vertrauensvolle Partner. Sie ist für Pferde jedlichen Alters geeignet und ermöglicht zugleich das stressfreie Einreiten von Jungpferden, Leistungssteigerung bei Sportpferden und die Ausbildung von Reitpferden zu zuverlässigen Freizeitpartnern. Dabei werden  unterstützende Techniken, die die Intelligenz und das Selbstbewusstsein des Pferdes fördern eingesetzt. Die Techniken, die eingesetzt werden, schüchtern oder ängstigen die Pferde nicht ein. Sondern fördern wir die freiwillige Mitarbeit des Pferdes. Dabei lernt es seinen Flucht- und Kampfinstinkt zu überwinden und Vertrauen mit uns Menschen aufzubauen. Gleichzeitig wird sein Lernvermögen und seine Leistungsbereitschaft stetig gesteigert.

Auch der Mensch lernt Führungsqualitäten und eine klare Kommunikation mit dem Partner Pferd. Durch die positive Einstellung  des Menschens wird eine positive Beziehung zum Pferd ermöglicht. Der individuelle Lernprozess von Mensch und Pferd wird dabei berücksichtigt und gefördert. Beide Partner werden in Gleichgewicht, Koordination, Beweglichkeit und Körperbewusstsein zeitgleich geschult.

Gewaltfreies Training

Die Tellington TTouch Methode,  ist eine eher praxisbezogene Methode, die für konkrete Probleme konkrete und positive Lösungswege aufzeigt. Sie ist eine  gewaltfreie Trainingsmethode die gleichermaßen Einfluß auf die Gesundheit, Beziehung und Vertrauen zwischen Mensch und Tier, nimmt.

Ziel der Telligton Methode ist die Entwicklung und Verbesserung der physischen, psychischen und emotionalen Balance der Pferden unabhängig davon. Sie verhilft dem Pferd sich dem Menschen anzuvertrauen, und mit sich seelisch und emotional ins Gleichgewicht zu kommen. Dabei wird es wie in der Horsemanship- Methode ermutigt zu denken, anstatt als Fluchttier nur auf äußere Reize zu reagieren. Die Arbeit mit dem Pferd beinhaltet die Tellington TTouch, die Arbeit im Lernparcours und das Reiten mit Freude und Bewusstsein.

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